„Tyrannen, wie man sie macht und wieder loswird (mit und ohne Erfolg) – in Italien und im Reich“
Instituto Cervantes
Alfons-Goppel-Straße 7
München
„Tyrannen, wie man sie macht und wieder loswird (mit und ohne Erfolg) – in Italien und im Reich“
von Dr. Tobias Daniels, Privatdozent
Jacob Burckhardt hat in seinem berühmten Buch über die Renaissance einige Zeilen über die Tyrannenherrschaft geschrieben, in dem Abschnitt „Der Staat als Kunstwerk“. Er bezog sich damit auf den erstaunlichen Übergang von der selbstbestimmten Stadtkommune zur Einzelherrschaft der Signoria. Seit ihrer Gründung als Schwureinungen im 11. Jahrhundert waren die italienischen Stadtkommunen auf das Prinzip der gemeinsamen Machtpartizipation gegründet, auf die prinzipielle Gleichheit der Entscheidenden, auf die permanente Ämterrotation. Diesem Idealbild standen harte Faktions- und Bürgerkämpfe um Macht und Reichtum entgegen, im Zuge derer äußere Potentaten (Podestà und Condottieri) als Garanten von Recht und Ordnung herangezogen wurden. Das war ein gefährliches Spiel, denn wer es vermochte, strebte bald nach der Alleinherrschaft, offen oder verdeckt.
Machiavelli hat später Bewunderung für diese Figuren ausgedrückt. Auch die Zeitgenossen haben die Tyrannis zunächst herbeigesehnt, bald aber stand sie ihnen als schreckliches Menetekel vor Augen. Die Lösung des Problems mit radikalen Mitteln wurde von Philosophen und Juristen erwogen. Die Wenigsten schafften es, sich dauerhaft an die Spitze eines Gemeinwesens zu setzen, viele von ihnen wurden nicht nur abgesetzt, sondern grausam ermordet. Diesen Dynamiken soll in dem Vortrag nachgegangen werden, im Italien des 12. bis 15. Jahrhunderts, von den Ezzelino da Romano in Verona und den Visconti in Mailand zu den Medici in Florenz, aber auch mit vergleichenden Seitenblicken nördlich der Alpen.